Es geht das Gespenst von der Heumilch um. Schon eine ganze Region im Bregenzerwald hat sich zur Heumilchregion erklärt.
Wie das Wort Heumilch schon vermuten lässt, dreht es sich um Milch von Kühen, die hauptsächlich mit Heu, Gras und Stroh gefüttert werden. Fermentierte Futtermittel, so wie auch Getreide und Korn oder Futterrüben werden sehr sparsam bis gar nicht verfüttert.
Milchbauern sparen Tierarzt-Kosten, Futtermittel und Medikamente und bei der Erneuerung der Viehbestände.
Im Absatz ihrer Produkte sind Heumilch-Produzenten gefragt, wo ein traditionelles Handwerk aus ursprünglicher und gehaltvoller Rohmilch ein sorgsam gehütetes Kulturgut käst. In Berghöhlen und Grotten, in Kellern und Katakomben reifen Schätze heran.
Hochwertige und traditionelle Produkte entstehen, die sich am Markt großer Beliebtheit erfreuen. Alpwirtschaft erhält Kulturlandschaft.
Bei der intensiven Milchwirtschaft ist die Kuh im Extremfall eine Maschine, die am Leistungsmaximum die Nutzungsdauer absolviert und häufig ausgetauscht werden muss. Der Tierarzt beansprucht sein regelmäßiges Budget und die Wiederkäuer-Gesundheit, hoch komplex für Gras und Heu gemacht, krankt an Kraftfutter und einem Mangel an Bewegung und frischer Luft.
Heumilchbauern sparen Tierarzt-Kosten, Futtermittel und Medikamente und bei der Erneuerung der Viehbestände. Wo ein traditionelles Handwerk aus ursprünglicher und gehaltvoller Rohmilch ein sorgsam gehütetes Kulturgut käst, in Berghöhlen und Grotten, in Kellern und Katakomben reifen Schätze heran.
Hochwertige und traditionelle Produkte entstehen, die sich am Markt großer Beliebtheit erfreuen. Alpwirtschaft erhält Kulturlandschaft. Marc Lämmle
Heumilch – Was ist das überhaupt?
Bachelorarbeit Kreitner zum Thema Heumilch
Wie der Name vermuten lässt, gewinnt man Heumilch von Kühen, welche im Winter mit viel Heu und lediglich einer geringen Menge Kraft- und Saftfutter (wie Getreide, Futterrüben und Hülsenfrüchte) gefüttert werden. Im Sommer schlagen sich die Kühe dann ihre vier Mägen mit jeder Menge frischem Gras voll – das können über 100 kg am Tag sein! Wie Bio-Kühe dürfen nämlich auch Heumilchkühe garantiert auf die Weide, wo sie ihr artgerechtes Verhalten ausleben können und gleichzeitig den Boden mit nährstoffreichen Kuhfladen (er)nähren.
Komplett verboten ist hingegen das Verfüttern von sogenannten Silagen. Diese vergärten Futtermittel bestehen z.B. aus Gras oder Maispflanzen, welche unter Luftabschluss von Bakterien „vorverdaut“ wurden – man kann sich das ein bisschen vorstellen wie die Herstellung von Sauerkraut. Das Problem an der Silagefütterung ist, dass sie sowohl zu gesundheitlichen Problemen bei der Kuh führt, als auch zu qualitativen Problemen wie dem „Silogeschmack“ der Milch und Spätblähungen bei Hart- und Rohmilchkäse. Wegen den Qualitätsproblemen müssen der Silagemilch meistens künstliche Hilfsstoffe zugesetzt werden, wodurch unter anderem der Geschmack negativ beeinträchtigt wird. Für viele traditionelle Käsesorten wie Emmentaler und Parmesan darf daher nur Heumilch verwendet werden.
Milch und Käse-Liebhaber können sich dabei nicht nur über den guten Geschmack der Heumilchprodukte freuen, sondern profitieren auch von den gesundheitlichen Vorteilen. In Heumilchprodukten findet man nämlich neben einer ganzen Menge konjugierter Linolsäure (CLA) auch doppelt so viele essentielle Omega-3 Fettsäuren wie in Silomilch. Diese mehrfach ungesättigte Fettsäure wirkt im Körper entzündungshemmend, beugt Krankheiten wie Demenz und Herzkrankheiten vor und stärkt das Immunsystem.
Noch vor etwa 100 Jahren gab es in Deutschland ausschließlich silagefreie Milch, doch heute liegt der Heumilch-Anteil aufgrund der Industrialisierung der Landwirtschaft bei gerade noch 0,5%. In Österreich und der Schweiz ist der Anteil mit 15% und 33% um einiges höher, eine Erklärung weshalb viele hochwertige Käse aus diesen Ländern kommen. Besonders in den Bergregionen setzen die Bauern hier auf die hohe Heumilch-Qualität und erhalten durch die Beweidung und Bewirtschaftung quasi nebenbei wertvolle Kulturlandschaften und Biotope. Glücklicherweise fand im letzten Jahrzehnt in Österreich eine Rückbesinnung auf die Vorteile der Heumilchproduktion für Tiere und Menschen statt. Durch die gezielte Aufklärung der Konsumenten und Landwirte stellt die Heumilchproduktion somit zunehmend wieder eine Alternative für Betriebe dar – frei nach dem Prinzip „Klasse statt Masse„. Denn wenn der Konsument bereit ist, eine gute Qualität angemessen zu entlohnen, dann bietet er dem Landwirt die Chance, seine Tiere artgerecht zu halten und ein nachhaltiges Produkt zu erzeugen, welches am Ende seiner eigenen Gesundheit zugutekommt.
Franziska Kreitner
..das beste an der Heumilch ist der Heumilchkäse“